FLIEGENDES KÜNSTLERZIMMER







Fotos: Sabine Matzen / Wollenbergschule













Fotos: Norbert Miguletz

Mobile Architektur wird meist als Krisensymptom für die Nöte der Gesellschaft gelesen: Containeranhäufungen als Ersatz für
marode Schulen oder Siedlungen für Geflüchtete. Das mobile Künstleratelier dreht diese prekäre Logik um und schafft trotz
modularer Bauweise und jährlichen Standortwechsel ein Gebäude, das nicht nach „Container“ aussieht, sondern sich wie
selbstverständlich in unterschiedlichste Schulhöfe einpasst.
Von Außen ist das 7,50 x 11m große Gebäude durch eine auf drei Seiten geschlossene, kleinteilige Schindelfassade aus
Lärchenholz geprägt, die bewusst den Maßstab des Gebäudes im Unklaren lässt. Das Innere zeichnet sich durch einen großzügigen,
von oben natürlich belichteten Atelierraum aus, dessen Höhe von 3,50m weit über das übliche Containerstandards hinausgeht
und dennoch so konstruiert ist, dass jedes der 4 in Holztafelbauweise hergestellten Module unter Brücken hindurch transportiert
werden kann. An die drei Module des Künstlerateliers schließt sich als viertes Modul ein Mikroappartment, das zu einer
guckkastenartigen Bühnensituation umkonfiguriert werden kann. Der Gesamtraum kann dadurch unterschiedliche künstlerische und
pädagogische Formate herstellen: Ausstellungen, Performances, Workshops, Filmvorführungen.

Nikolaus Hirsch / Michel Müller

FLIEGENDES KÜNSTLERZIMMER

"Mit „Das fliegende Künstlerzimmer“ startet die Crespo Foundation in Kooperation mit dem Hessischen Kultusministerium (HKM),
dem Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst (HMWK), dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und der IGS Wollenbergschule
Wetter im Schuljahr 2018/2019 ein bislang einmaliges Format der Kulturellen Bildung:

Ein eigens dafür entworfenes mobiles Künstleratelier „fliegt“ auf den Schulhof der IGS Wollenbergschule im mittelhessischen
Ort Wetter, wo es für ein gesamtes Jahr als „Das fliegende Künstlerzimmer“ gastiert. Darin wohnt und arbeitet der
Künstlerstipendiat Jan Lotter als Artist-in-Residence und öffnet an drei Tagen in der Woche sein „Haus“ für die SchülerInnen
der IGS Wollenbergschule.

In enger klassen- und fächerübergreifender Zusammenarbeit mit den LehrerInnen der Schule entwickelt Lotter künstlerische Ansätze,
um den Kindern und Jugendlichen neue ästhetische Perspektiven auf die Lehrinhalte zu eröffnen. Gleichzeitig möchte der Künstler
die regionale Kulturlandschaft zum lebendigen Austausch in „Das fliegende Künstlerzimmer“ einladen und damit die Schule
kommunal und kulturell vernetzen.

Von den Architekten Prof. Nikolaus Hirsch und Prof. Dr. Michel Müller als ästhetisch und funktional attraktive Modul-Architektur
in Holzbauweise entworfen, wird „Das fliegende Künstlerzimmer“ so zu einem einladenden und inspirierenden außerschulischen Ort
mitten auf dem Schulhof.

Ganz im Sinne ihres Mottos „Menschen stark machen“ möchte die Crespo Foundation mit „Das fliegende Künstlerzimmer“ gemeinsam
mit ihren Kooperationspartnern ein Programm der Kulturellen Bildung begründen, das die kulturelle Schulentwicklung hessenweit
langfristig vorantreibt und das insbesondere auch im ländlichen Raum realisiert werden kann. Gleichzeitig fördert
„Das fliegende Künstlerzimmer“ KünstlerInnen dabei, während ihrer Zeit als Artist-in-Residence eigene künstlerische Projekte
zu realisieren und parallel dazu ihre Kompetenzen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Kontext Schule weiterzuentwickeln.

Das HKM unterstützt das Projekt durch besondere Fortbildungsformate sowie eine Prozessbegleitung. So wird die Schule etwa ins
Netzwerk der kulturell aktiven Schulen aufgenommen und erhält dadurch die Möglichkeit, an besonderen Angeboten teilzunehmen oder
pädagogische Tage durchzuführen. Mit dem Ziel, mehr jungen Menschen die Teilhabe am kulturellen Leben zu ermöglichen,
fördert das HMWK den/die KünstlerIn über ein Arbeitsstipendium in Höhe von monatlich 2.000 Euro sowie einen Material- und
Aufwendungszuschuss von jährlich 6.000 Euro.Die Crespo Foundation hat unter Federführung der Architekten Prof. Nikolaus Hirsch
und Prof. Dr. Michel Müller die Entwicklung und Realisierung der mobilen Architektur beauftragt, während der Landkreis
Marburg-Biedenkopf für die Organisation vor Ort sowie die Übernahme der technischen Kosten verantwortlich ist."

Text: Crespo Foundation, Frankfurt am Main